Die Stadtgemeinde Waidhofen an der Thaya startet den 1. Bürgerrat für Nachhaltigkeit, Demokratie und Gemeinwohl.
Es wurden bereits 200 per Zufallsprinzip ausgewählte Bürgerinnen und Bürger schriftlich eingeladen daran teilzunehmen.
Damit geht die Stadtgemeinde Waidhofen an der Thaya einen neuen Schritt in Richtung noch direkterer Demokratie und führt gemeinsam mit der Bürgerinitiative Mitmachregion Waldviertel unter der Leitung des Teams Kleindienst & Simader einen Bürgerrat durch. Die zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürger diskutieren in einer Gruppe von ca. 30 Personen über aktuelle Fragen und Herausforderungen, bringen ihre Meinung ein und entwickeln gemeinsam Anregungen und Empfehlungen als Grundlage für gemeindepolitische Entscheidungen.
Die Mitglieder des Bürgerrates erarbeiten an drei Terminen neue Sichtweisen zu den großen Herausforderungen der heutigen Zeit – immer bezogen auf konkrete Themenkreise wie z.B. Landwirtschaft, Ernährung, Energie, Mobilität, Wirtschaft, sozialer Zusammenhalt und demokratische Beteiligung.
- Wie können wir angesichts der globalen Herausforderungen unserer Zeit hier in unserer Gemeinde die Entwicklung zu einem guten Leben für alle auf einem gesunden Planeten positiv beeinflussen?
- Was ist aus Ihrer Sicht notwendig, dass die Gemeinde Waidhofen an der Thaya und ihre Bürgerinnen und Bürger in eine gute Zukunft blicken können?
Wir brauchen Verbundenheit und Kooperation, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen!
Klima- und Nachhaltigkeitsziele lassen sich nicht alleine auf CO2-Ausstoss reduzieren. Es wird nicht funktionieren, wenn wir uns nur auf einige Handlungen konzentrieren und sonst alles so bleibt wie es ist. Es braucht dringend Veränderungen, die über Einzelmaßnahmen hinaus gehen, z.B. in der Land- und Forstwirtschaft, Ernährung, Energieerzeugung und –verbrauch, Industrie, Handel, Mobilität, Wirtschaft, Arbeit, Konsum- und Zeitverhalten uvm.
Machen wir uns auf den Weg und finden gemeinsam heraus, welche konkreten Möglichkeiten sich auf lokaler Ebene bieten, wie wir sie auf neue, tragfähige Beine stellen können, und was wir in der Gemeinde und Region zu einem „Guten Leben für Alle auf einem gesunden Planeten“ beitragen können.
Was ist ein Bürgerrat? Eine möglichst vielfältige Gruppe unterschiedlicher Menschen trifft sich, um sich auszutauschen und gemeinsam Antworten auf wichtige Fragen zu finden, Ideen zu entwickeln und Handlungsspielräume zu entdecken. In Kleingruppen, in einer wertschätzenden Atmosphäre und unter professioneller Begleitung, kommen alle zu Wort und werden gehört. Die Ergebnisse werden dokumentiert und an die Politik übergeben.
Wer macht mit? Rund 30 Personen aus Waidhofen/Thaya und seinen Katastralgemeinden werden per Zufall ausgelost. Dabei wird beachtet, dass Geschlechter, Altersgruppen und Katastralgemeinden bestmöglich vertreten sind. Mit ein bisschen Glück, bekommen Sie in den nächsten Tagen eine persönliche Einladung und können entscheiden, ob Sie dabei sein wollen.
Woher kommen die persönlichen Daten? Aus dem Melderegister. Sie werden in dieser Form (Name, Adresse, Alter) ausschließlich für den Bürgerrat verwendet, nicht weitergegeben und danach gelöscht.
Wenn man ausgelost wurde und teilnehmen möchte, muss man sich dann vorbereiten? Nein! Kreativität und Offenheit sind genug. Niemand muss hier mit besonderem Wissen glänzen oder gar eine bestimmte Erwartung erfüllen.
Wenn man keine klare Meinung hat? Macht das Sinn? Unbedingt. Denn wir alle haben einen persönlichen Erfahrungsschatz und es kommt vielleicht ein ganz neuer Blick herein. Und womöglich sind wir am Ende überrascht, was daraus für eine Vielfalt entsteht.
Wann und wo findet es statt und wie viele Treffen wird es geben? Es sind derzeit drei Treffen geplant und diese werden in Waidhofen/Thaya stattfinden. Terminaviso ist jeweils Donnerstag 10./17. Und 24.10 von 17 bis 21 Uhr.
Was passiert mit den Ergebnissen? Die Ergebnisse werden dem Bürgermeister übergeben, in der Gemeindezeitung und in einer öffentlichen Veranstaltung präsentiert. Der Gemeinderat verpflichtet sich, offensiv damit umzugehen, sinnvolle Maßnahmen für die Umsetzung einzuleiten und sie zu unterstützen.
Welche Themen werden hier bearbeitet? Die 17 Ziele aus dem Vertrag der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals) dienen als Wegweiser, wie wir im Rahmen der planetaren Grenzen leben können. Wir konzentrieren uns auf die Handlungsfelder Landwirtschaft, Ernährung, Energie, Mobilität, Wirtschaft, sozialer Zusammenhalt und demokratische Beteiligung. Das Verbindende wird vor das Trennende gestellt. Nur so kann ein Klima des miteinander entstehen.
Welche Fragen werden wir uns stellen? Welche Rolle spielt unsere kleine Gemeinde in Bezug auf die großen Herausforderungen unserer Zeit? Welche Rolle spielen die großen Herausforderungen unserer Zeit für unsere kleine Gemeinde? Wie können wir hier die Entwicklung zu einem „Guten Leben für Alle auf einem gesunden Planeten“ positiv beeinflussen? Wie kann Waidhofen/Thaya ein „Landeplatz für die Zukunft“ werden und welche Anpassungen sind notwendig, um globale Herausforderungen zu bewältigen?
Wie wird das finanziert? Das Projekt wird über den Klima- und Energiefonds gefördert. Eingeladen sind derzeit nur jene Gemeinden im Bezirk Waidhofen/Thaya, in denen im März eine Windradabstimmung durchgeführt wurde. Vorreiter sind die Gemeinden Karlstein und Waidhofen/Thaya.
Wer steckt dahinter? Die Mitmachregion Waldviertel. Sie ist eine zivilgesellschaftliche Initiative, die sich seit 2022 aktiv in der Region einbringt (Mitmachkonferenz, Mut und Mitmachtreffen …). In diesem Rahmen setzt sich die Arbeitsgemeinschaft Kleindienst & Simader für eine neue demokratische Kultur in der Region ein. „Was wir brauchen, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen, ist Verbundenheit und Kooperation. Machen wir die Demokratie ein bisschen besser“ meint Ulrike Kleindienst, Regionalberaterin und Koordinatorin der Mitmachregion Waldviertel. „Wir müssen die Menschen früher in Entscheidungsprozesse einbinden, Betroffene zu Beteiligten machen und neue Ideen hereinlassen“ so Alexander Simader Energieberater und KEM-Manager.
Und wozu das alles? Wir sind alle ein Teil der Lösung für die großen Herausforderungen unserer Zeit. Wir wissen auch, dass wir für eine starke Demokratie immer wieder aktiv werden und in die Mitverantwortung gehen müssen. Wir brauchen mehr Lösungsfinder als Fehlersucher und Räume, in denen die Bürgerinnen und Bürger zu Wort kommen und gehört werden. Gründe haben wir genug. Machen wir uns endlich gemeinsam auf den Weg.
Bürgerräte ... |
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... sind Beteiligungsverfahren, mit einer langjährigen, weltweiten Tradition. In Vorarlberg nehmen sie seit 10 Jahren einen fixen Platz in der Landesverfassung ein. Bundesweit haben sie in Österreich in Form des Klimarates Einzug gehalten. Jetzt steht das Konzept auch in Waldviertler Gemeinden zur Verfügung. Zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger arbeiten unter professioneller Begleitung an Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen. Das Ergebnis ist eine gemeinsame Erklärung und Empfehlung von Maßnahmen, die öffentlich präsentiert und diskutiert werden. Für ein möglichst breites Abbild der Gesellschaft werden Kriterien wie z.B. Alter und Geschlecht in der Zufallswahl berücksichtigt. Es handelt sich bei den Teilnehmenden also hauptsächlich um Menschen, die über keine spezielle Expertise oder Qualifikation verfügen. Sie vertreten ihre persönliche Perspektive und keine speziellen Interessensgruppen oder politische Parteien. |